LMU - Münchner Kompetenzzentrum Ethik - DFG-Projekt Paternalismus

Projektdarstellung

Das Projekt will die Frage, ob es philosophisch und rechtlich legitimierbar ist, die Freiheit einer Person einzuschränken, um diese vor sich selbst zu schützen (Paternalismus), als Grundlagenproblem analysieren. Die multidisziplinären Ergebnisse sollen dabei so in Beziehung gesetzt werden, dass ihre praktische Relevanz für medizinethische und -rechtliche Fragestellungen deutlich wird.

Methodisch sollen durch die systematische Konfrontation der philosophischen und rechtswissenschaftlichen Begriffsbildung im Hinblick auf ausgewählte Problemstellungen der modernen Medizin Synergieeffekte erzeugt und der Entkoppelung von Grundlagenforschung und anwendungsorientierter (Medizin-)Ethik entgegengewirkt werden.

Inhaltlich zielt das Projekt darauf ab, einen metaethisch informierten Paternalismusbegriff und eine Klassifikation paternalistischer Maßnahmen zu entwickeln, um auf dieser Basis Konvergenzen und Divergenzen zwischen der ethischen und der rechtswissenschaftlichen Analyse der Legitimität bevormundender Freiheitsbeschränkungen zu ermitteln und zu bewerten. Die Ergebnisse dieser Analyse sollen in einer normativen Stufentheorie des Paternalismus zusammengefasst werden, welche die moralischen und rechtlichen Grenzen paternalistischer Freiheitseinschränkungen angibt.

Als konkrete Forschungsgegenstände, anhand derer paternalistische Normen und Maßnahmen identifiziert und korrespondierende Legitimationsstrategien evaluiert werden, dienen die Operationserweiterung, die Einwilligung in einen Behandlungsfehler, die Klinische Arzneimittelprüfung, die Lebendorganspende und die Sterbehilfe. Insbesondere werden Möglichkeiten und Grenzen prozeduraler Modelle zur Lösung des Spannungsverhältnisses von paternalistischer Fürsorge und Patientenautonomie untersucht. Ein Strukturvergleich gesetzlicher Verfahrensmodelle im Medizinrecht bildet dabei die Grundlage für eine Theorie des prozeduralen Paternalismus.

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